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Gründung und Wirkung der Grünen

Wir betrachteten den Einzug ins Parlament allenfalls als methodischen Zwischenschritt. Unser Ziel war es natürlich, die Welt zu verändern. Genauer gesagt: Wir wollten die ganze Welt ganz grundsätzlich verändern. Eine politische Strategie hatten wir noch nicht. Niemand dachte zunächst ans Regieren oder an Koalitionen, an Kompromisse und kleine Schritte. Kaum jemand wollte Profi-Politiker werden. Wir verstanden uns als Anti-Parteien-Partei.

Die Grünen und die Piraten – Interview

Die Piraten sind eine technische User-Gemeinde, die sich eher um Gebrauchsanweisungen für Software-Programme schart, und ausprobieren möchte, was man damit alles anstellen kann. Es gab öfters Versuche, Technik und Spielzeug zur Weltanschauung zu erklären, z.B. das Beachsurfing in Kalifornien oder hier und da eine Autofahrerpartei; so versuchte man, dem eigenen Fun eine höhere Bedeutung zu verleihen.

Der grüne Super-Gau 2008 – Westausdehnung der Linkspartei

Die Grünen haben die entscheidende Schlacht gegen die Westausdehnung der Linken verloren. Weil sie sich vor 15 Jahren geweigert haben, mit den verunsicherten und Orientierung suchenden Zerfallsprodukten der SED-Gesellschaft zu reden, sind sie heute gezwungen, aus einer Position der Schwäche mit ihnen zu verhandeln. Sie haben sich in eine ausweglose strategische Position gebracht, die sie nun tapfer als neue Chance verkaufen. Ihr Schicksal wird es aller Voraussicht nach sein, als eine von zwei Kleinparteien der einen oder anderen Volkspartei zur Mehrheit zu verhelfen

Kandidaturen – ein Dschungelkrieg

Kurz Zeit darauf stellte Bundeskanzler Schröder die Vertrauensfrage. Gegen seinen Willen sprach ich ihm das Vertrauen aus, verließ das Plenum des Deutschen Bundestages und war mir in diesem Moment bewusst, dass dies mein letzter Akt als Bundespolitiker war. Ich hatte eine Ära von Anfang bis Ende mitgestaltet. Darauf konnte ich stolz sein; aber nun reichte es. Ein Neubeginn konnte ohne mich stattfinden. Die NRW-Grünen hatten nicht einmal das Format, mich zu einem letzten demonstrativen Auftritt im Wahlkampf einzuladen. Danach bin ich zu keinem grünen Termin mehr gegangen, nicht in die Fraktion, nicht zu Parteitagen, nicht zu Jubiläumsfeiern, auch nicht zu meiner Verabschiedung. Blumen von den Feiglingen in Düsseldorf war das letzte, was ich wollte. Ich verschwand einfach…

Meinung und Macht – Welche Chance hat die Linke?

Willy Brandt hatte unrecht. Es gibt keine stabile politische Mehrheit links der Mitte in Deutschland. Es gab sie noch nie, und es wird sie nicht geben. Die Revolutionen und Reformen von 1848, 1918 und 1968 verendeten im roll back konservativer Kräfte. Es gibt nur Mehrheiten unter Einschluss oder unter Ausschluss der Linken. Die Angst, der Kompromisslerei bezichtigt zu werden, trieb Linke regelmäßig dazu, sich in der Opposi­tionsrolle gemütlich und deutsch einzurichten. Man pflegte die Meinung und überließ den Rechten die Macht.